Wie nimmt man einer Katze die Angst?

Hallo liebe Katzenfreude,

wir sind vor drei Wochen umgezogen, raus aus der Stadt ins Grüne, damit unser Kater Lucky endlich wieder Freigang haben kann.

Ursprünglich kommen wir aus Südbaden, wo Lucky den größten Teil des Tages draussen verbracht hat, und mussten letztes Jahr aus beruflichen Gründen ins Ruhrgebiet umziehen; die erste Wohnung die wir hier vor einem Jahr bezogen, lag aber nicht so günstig, und gefiel uns allen auch nicht so richtig. Lucky ging ungern raus, eigentlich nur noch nachts und den Garten wollte er gar nicht betreten.

Also sind wir jetzt nochmal umgezogen, direkt an den Rhein, ohne Verkehr mit viel viel Natur. Tja, und nachdem Lucky in den ersten Tagen munter und entspannt die Gegend hier erkundet hat, geht er mittlerweile überhaupt nicht mehr nach draussen, er traut sich nicht mal eine Pfote vor die Tür zu setzen, bleibt in der geöffneten Haustüre stehen und geht wieder zurück in die Wohnung. Da liegt er dann stundenlang am Fensterbrett und schaut raus oder schläft die ganze Zeit.

Ich animiere ihn immer mal, mit mir zusammen rauszugehen, aber wenn er sich tatsächlich mal ein paar Schritte auf die Wiese vor dem Haus wagt, läuft er nach wenigen Minute wie von Furien gejagt, wieder ins Haus zurück.

Ich verstehe das einfach nicht; hier ist wirklich nichts, kein Lärm. keine Bedrohung, keine Gefahren.

Vielleicht mag er die Gegend ganz einfach nicht, ich frage mich nur, was ich tun kann, um ihm die Angst zu nehmen, die er offenbar hat.

Hat vielleicht jemand eine Idee? Wir sind ziemlich verzweifelt, denn die Vorstellung, dass Lucky jetzt ständig nur noch in der Wohnung sitzt, während wir beide arbeiten gehen, ist schrecklich - so möchten wir nicht mit ihm leben müssen.

Er war früher ein so fröhlicher glücklicher Kater, der draussen sein eigenes Leben gelebt hat und es genossen hat, ums Haus und über die Wiesen zu streifen, die Nachbarn zu besuchen und manchmal sogar zum Einkaufen mitzukommen.

Hier ist natürlich nicht der Schwarzwald, aber es auch hier sehr schön und wir wünschen uns so sehr, dass Lucky wieder fröhlich durch die Gegend streift.

Meint, ihr, das ist eine Frage der Zeit oder gibt es Orte, die Katzen einfach nicht mögen?

Können wir irgendwas tun?

4 Antworten

Katzen haben eine enge Bindung zu ihren Menschen, aber auch zu ihrer vertrauten Umgebung. Sie sind Gewohnheitstiere und hassen Veränderungen, daher stellt ein Umzug - insbesondere die zweite Entwurzelung innerhalb eines Jahres - natürlich einen besonderen Stress für sie dar.

Da der letzte Umzug erst drei Wochen zurückliegt, solltet Ihr Lucky die Eingewöhnungszeit zugestehen, die er braucht, um sich mit seiner abermals veränderten Umwelt vertraut zu machen. Wenn er sich in der neuen Wohnung heimisch und sicher fühlt, dann wird bestimmt auch bald sein Interesse an der Welt jenseits der Fenster erwachen, die ihm im Augenblick mit ihren abermals neuen Gerüchen und Geräuschen wahrscheinlich noch Angst einjagt (ich weiß wovon ich spreche, habe in Duisburg studiert *lach*).

Eventuell vermisst er aber auch die Nachbarskatzen, mit denen er am letzten Wohnort auf einer Gartenmauer saß, und die er jetzt bei seinen ersten Streifzügen nicht mehr gefunden hat?
Da Ihr beide berufstätig seid: Auch wenn Lucky Freigänger ist, solltet Ihr vielleicht mittelfristig - wenn Zwei- und Vierbeiner schon wieder ein wenig neuen Stress verkraften können ;-) - mal über einen Kumpel für ihn nachdenken? Er hätte dann immer auch einen adäquaten Begleiter als Fixpunkt, der ihm - vielleicht auch bei möglichen künftigen Umzügen? - eine zusätzliche Konstanz geben könnte.

Eine Hilfe könnten ansonsten u.U. noch Verdampfer für die Steckdose bieten (z.B. Feliway, beim Tierarzt oder im Fachhandel erhältlich), die Duftstoffe (Pheromone) freisetzen, und dadurch einen entspannenden Wohlfühleffekt auf Katzen haben können.

Habt jetzt ganz viel Geduld mit Lucky, lasst ihn erst mal zur Ruhe kommen, und sich an die neue Umgebung gewöhnen.
Darüber hinaus solltet Ihr möglichst viel Zeit für eine intensive
Beschäftigung mit ihm einplanen (gemeinsames Spiel, Schmusestunden, Leckerchen futtern, etc.), um ihm etwas von der Sicherheit und Geborgenheit zurück zu geben, die ihm durch die Umzüge vielleicht ein wenig abhanden gekommen ist.

Alles Gute Euch und Eurer Fellnase!

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort  - ich habe übrigens auch in Duisburg studiert ;-)  ....und genau dort wohnen wir jetzt auch wieder, direkt am Rhein in Neuenkamp.

Natürlich werden wir viel Geduld haben, viel spielen und schmusen; es hat mich einfach nur sehr irritiert, dass er sich praktisch angstfrei in der vorherige Wohnung und Umgebung eingelebt hatte und hier nach mehreren anfänglichen Rundgänge überhaupt nicht.

Es gibt hier viele Wiesen und nicht allzu viel Buschwerk zum verkriechen, und ich habe mich gefragt, ob das vielleicht der Grund ist.

Ich hoffe sehr, dass der Sommer ihn dennoch heraustreibt, denn nochmal umziehen können wir nicht - das wäre wirklich für alle zuviel des Guten.

Viele Grüße aus Duisburg...das auch sehr schöne Seiten hat!

Meine Mutter pflegte in diesem Fall zu warnen: "Dreimal umgezogen ist wie einmal abgebrannt!". Wahrscheinlich reichen Lucky auch schon zwei Umzüge...

Bevor eine Katze im neuen Heim zum Freigänger wird, geht man gemeinhin von einer Eingewöhnungszeit von ca. 4-6 Wochen (ggf. auch länger) aus, in der sich die Bindung an das neue Zuhause so ausprägen soll, dass sie vom Freigang auch sicher wieder dorthin zurückkehrt.

Solange die Verunsicherung bei Lucky noch zu groß ist - die ungewohnte Wiesenlandschaft mag dazu anfangs vielleicht ihren Beitrag leisten - solltet Ihr ihm einfach die Zeit lassen, die er braucht. Er wird sich bestimmt bemerkbar machen, wenn ihm wieder nach Freigang zumute ist.

Mein Hinweis auf die für einen "Schwarzwald-Kater" vermutlich ungewohnten Geräusche und Gerüche bezog sich übrigens vielmehr auf den nahen Rhein, als auf die schöne Stadt Duisburg!

Gruß nach Duisburg!

Herzlichen Dank für das Sternchen! <freu>

Ich drücke die Daumen, dass Euer Kater bald wieder die fröhliche und glückliche (Freigänger-)Fellnase sein wird, die er zuvor bereits war.

Alles Gute Euch und Lucky!

Lass ihn!

Angst ist auch wichtig und kann ihm im Zweifel sein Leben retten!

ER wird das im Sommer sicherlich noch eher testen!

Denk zB an andere Katzen/Streuner und co und das ist aktuell DEREN Revier! 

Wenn er da zu mutig dran geht kann das schnell schmerzhaft werden! 

Das versteh ich schon, ich wundere mich nur, dass er so sehr viel Angst hat.

In der alten Wohnung aus der wir jetzt umgezogen sind, war er zwar auch nicht viel draussen, aber er ging wenigstens überhaupt mal raus - und da gab es jede Menge Katzen. Ich war erstaunt, wie schnell er sich da offenbar durchgesetzt hat und mit den Nachbarskatzen manchmal zusammen auf einer Gartenmauer saß.

Hier dagegen ist er vor Angst wie gelähmt.

Ich hoffe auch sehr auf den Sommer.

Du meinst also, das könnte sich mit der Zeit alles noch ändern?

Vielleicht ist er einem Nachbarhund begegnet? Oder sogar einem Wildtier, das ihn erschreckt hat?

Unser Kater (der alle anderen Kater verhaut) ist auch so "verhuscht", wenn ihm was unheimlich ist...vergisst das aber nach ner Weile wieder.

Ich glaub auch das das besser wird!

Vor allem ist der Umzug auch erst 3 Wochen her - da kommt manche Katze noch nichtmal in der Wohnung Hinterm Schrank vor ;-) 

Lasst ihn in Ruhe. Wenn er jederzeit wie er will, raus kann, geht er auch irgendwann wieder.

Er hat sich einmal alles angeguckt (vielleicht "Spuren" von anderen Katern entdeckt) und nun ist das Wetter ja auch nicht so, dass Katze gern raus geht.... Wenn es richtig Frühling wird und Ihr alle viel in den Garten geht, kommt er sicher wieder mit, und weitet sein Territorium langsam aus.


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